Rückblick

Carole aus der Norm

7. März
— 25. April 1999

Fotografien von Monica Beurer

Fünf Jahre lang hat die Fotografin Monica Beurer am Leben von Carole Piguet teilgenommen, mit dem Ziel den ungewöhnlichen Alltag einer ungewöhnlichen Frau zu dokumentieren.

Carole Piguet ist seit ihrer Geburt durch die Glasknochenkrankheit behindert oder eben ein „Krüppel“, wie sie es – selbstbewusst und angriffslustig – ausdrückt. Carole lebt und wohnt selbständig in Zürich, macht künstlerische Collagen, ist um die halbe Welt gereist, engagiert sich auf dem Gebiet der Sterbebegleitung und spielt leidenschaftlich gerne Theater.

Mit „außerordentlichem Empfindungsvermögen, unendlicher Zärtlichkeit und tiefen Respekt“ (Charles-Henri Favrod) gelingen Monica Beurer Bilder, die nicht von einem „Problem“ handeln, sondern von einer Frau, einer Persönlichkeit voller Anmut und Lebensfreude, Abenteuerlust und Stolz. Es sind immer wieder nahe und berührende Bilder von Carole Piguets Gesicht, ihren wunderbaren Augen, wunderbar, weil sie die Kraft haben, das Leiden nicht zu verbergen und doch die Gebrechlichkeit ihres Körpers zu überwinden, vergessen zu lassen, dass es eine Behinderte ist, die da wie eine grazile Königin im Mittelpunkt – und nicht am Rand – ihrer Welt steht.

Gerade in dieser radikalen Fokussierung auf eine einzelne selbstbewusste Frau und gerade weil Carole nicht nur „anders“ ist, sondern eine exzentrische Lebenskünstlerin ist Carole – Aus der Norm auch eine Ausstellung über Behinderung schlechthin geworden. Monica Beurers herausfordernde Bilder erweitern unser eigenes Körperbewußtsein, irritieren nachhaltig die Blicke, mit denen wir üblicherweise entscheiden, was aus der Norm fällt und zwingen uns, Begriffe wie Behinderung und Normalität neu zu definieren.