Rückblick

OYA.KALA.DAO

16. Juni 1995
— 15. Dezember 1996

Die Macht des Weiblichen in Stammeskulturen

„Oya ist die nigerianische Gebieterin der Elemente, der Wildnis, der Flüsse, der Stürme, ja sie ist all diese Mächte selbst. Kala ist im Sanskrit die Zeit, die Zeitlosigkeit, die Leere, die Transzendenz von Zeit und Raum. Dao ist im Chinesischen das Fließen, die Leere, das Weibliche, die Erde, der Weg, das Sein.“ (Luisa Francia)

Die Ausstellung Oya. Kala. Dao. Die Macht des Weiblichen in Stammeskulturen zeigt: Kultfiguren und Kultgegenstände aus 21 Kulturkreisen. Es sind Göttinnen, mythische Wesen, Geistwesen, Ahninnen, Wächterinnen, Dämoninnen u.a. aus Stammeskulturen Schwarzafrikas, Ozeaniens, Asiens und Mittelamerikas. Die ausgestellten Figuren markieren einen Bereich weiblicher Macht, der im Blickwinkel europäischer Kulturwissenschaft häufig nicht wahrgenommen wird. „Bei näherer Betrachtung der verschiedenen Kultfiguren der Stämme rund um den Erdball und ihrer sprachlichen Deutung durch Ethnologen fällt auf, dass Völkerkundler, ähnlich wie Frühgeschichtsforscher und Archäologen vor der Fülle weiblicher Darstellungen, vor der mächtigen Präsenz der Frau zurückschrecken und in Hilfskonstruktionen flüchten.“ (Luisa Francia) Die Figuren und Gegenstände mit weiblichen Attributen oder weiblicher Zuordnung werden um Fruchtbarkeit, Schutz, Geborgenheit, Sicherheit, Hilfe, Macht und Magie gebeten – aber auch zugleich gefürchtet. In einigen Gesellschaften existieren diese weiblichen Bereiche vollständig getrennt von den Bereichen der Männer und bilden so eine eigenständige separate Frauenkultur mit eigenem rituellem und symbolischem Ausdruck. Die Figurinen sind hier unmittelbar eingebunden in eine weibliche Ritualkultur. In anderen Gesellschaften sind die Figuren angeeignet von Männern (z.B. in neuguinesischen Männerhäusern), die in ihren Mythen die Geschichte vom männlichen Putsch gegen die Frauen erzählen und in ihren Ritualen weibliche Kraft zur Stärkung der eigenen Macht verwenden. Auch hier sind sie machtvolle Symbole und Trägerinnen weiblicher Kraft, allerdings bereits in einer Form, die nicht mehr unter der Kontrolle der Frauen ist.

Die Präsentation der Frauenfiguren aus verschiedenen Stammeskulturen bietet einen Überblick über die unterschiedliche Ausprägung weiblicher Macht, insbesondere im rituellen Bereich.

Idee, Konzept, Realisation: Kim Engels, Luisa Francia, Beatrixe Klein, Brigitte Korbach, Monika Scholz, Eva Schuster.