Rückblick

Wiesbadener Fototage

13. August
— 28. August 2022

Wir leben in unruhigen Zeiten. Doch was ist Unruhe eigentlich? Unruhe, das ist ein Zustand der Erregung, der vielfältig deutbar ist. Unruhe bedeutet Bewegung, Aktivität gegen Stillstand und Eintönigkeit. Sie führt zu neuen Gedanken, zu politischen Handlungen und lässt Visionen möglich werden. In »unruhigen Zeiten« werden Menschen oft von Ängsten beherrscht, in »unruhigen Zeiten« wird nicht selten rebelliert, in »unruhigen Zeiten« kann sich Kreativität entfalten. Die Welt verändert sich – positiv oder negativ, oft auch überraschend.

Der Begriff der Unruhe ist dialektisch, wir empfinden ihn ganz gegensätzlich. Unruhe kann ein Motor kreativen Schaffens werden, wirkt aber auch beunruhigend und überfordernd. Umso wichtiger werden dann Freundschaft, Partnerschaft, Gemeinschaft, die Natur, die Philosophie, die Liebe zu Kunst und Kultur. Auch die Kunst definiert sich neu in unruhigen Zeiten. Sie stellt Fragen. Neu, anders, fordernd.
»Unruhige Zeiten« sind Wendezeiten. Der Wunsch nach Orientierung ist groß. Grundfragen des Lebens werden neu gestellt, die Menschen sucht einen Kompass, suchen nach Halt. Philosophen konstatieren eine »Unruhe der Welt« – das schon seit vielen Jahren.
Aber kommt die unruhige Welt noch einmal zur Ruhe? Oder sind das Getrieben-Sein, die Rastlosigkeit, der Burn-out in digitalen Welten zum Normalzustand geworden? Auch in diese Richtung kann man das Thema der Wiesbadener Fototage 2022 interpretieren.
Wir fragen: Welche Rolle kann das »stille Bild«, die Fotografie, in unruhigen Zeiten spielen? Ist sie mehr als ein eingefrorener Moment, ist sie doch ein bewegtes Medium? Ist sie Zeuge? Oder hält sie dagegen – bringt Ruhe ins Spiel? Wo Unruhe ist, da muss auch Ruhe und Entschleunigung sein. Doch wie kann man sich der Unruhe und ihrem Druck entziehen?